Trainingsstrecke ohne Plastik? Ein Traum!

Am Samstag den 02. April 2022 ist es so weit. Ein vierzehnhändiges Team trotzt den winterlichen Temperaturen, um die Trainingsstrecke einmal anders zu erleben und das Flussufer von Plastikmüll zu befreien.

Adele klettert auf ein Bett aus angetriebenen Baumstämmen, um den Feuerlöscher zu bergen.

Plastikmüll gehört nicht in die Saale. Trotzdem bringt das Winter-Hochwasser regelmäßig neuen Müll vorbei, der sich am Flussufer ansammelt oder sich um überspülte Äste wickelt. Nach Abklingen der Flut bleiben mit Plastik-Lametta "geschmückte" Büsche und Bäume zurück und säumen unsere ca 3 km lange Trainingsstrecke auf der Saale in Jena. "Das muss nicht sein", dachte sich Jan, und rief zur Plastik-Sammelaktion auf.

Wieder zurück am heimischen Verein mit dem am Ufer gesammelten Glasabfall.

Per Fahrrad und zu Fuß geht es zunächst vom JRSV flussaufwärts. Ein Teil der Gruppe radelt zum Kraftwerk in Burgau und arbeitet sich flussabwärts, der andere Teil startet an der Straßenbahnbrücke flussaufwärts. Im Fokus steht das flussnahe Ufer, an dem wir die Füße vorsichtig setzen müssen, um die blühenden Raritäten der grünen Nieswurz (Helleborus viridis) und der rötlichen Schuppenwurz (Lathraea squamaria) nicht zu gefährden. "Wenn man erst mal weiß wonach man schauen muss, findet man plötzlich ganz viele Sachen, die nicht ans Ufer gehören", weiß Wenzel zu berichten. Auch wenn die Strecke zunächst nicht sehr ergiebig erscheint, am Ende kommt doch eine ganze Schubkarre voll Plastikmüll zusammen. "Der Großteil des Plastik-Schmutzes stammt nicht aus diesem Jahr", vermutet Antje, denn das meiste Plastik ist bereits stark verwittert, zerrissen und halb von Schlamm bedeckt. Höchste Zeit, dass es jemand aufsammelt.

Die stolze Ausbeute mit Feuerlöscher und Flaschenpost.

Das größte Fundstück ist eine kaputte Motorsense, noch mit Treibstoff im Tank, einfach so am Flussufer "entsorgt". Dabei weiß man doch, dass Treibstoff der Umwelt großen Schaden zufügt. In Thüringen kann das vorsätzliche Verschmutzen von Gewässern mit Treibstoff mit bis zu 50 000 Euro Bußgeld geahndet werden. In diesem Falle kam der Täter ohne Strafe davon.

Eine ganze Schubkarre voll Plastikmüll mit der kaputten Motorsense.

Die gefährlichste Müll-Bergungsaktion wird von der leichtesten Sammlerin durchgeführt. Mutig klettert die 7-jährige Adele auf ein am Ufer verfangenes Bett an Baumstamm-Treibgut, und holt einen mehrere Meter vom Ufer entfernt im Wasser schwimmenden Feuerlöscher aus der Saale. Stolz übernimmt ihr Bruder Leo das große rote Fundstück. Doch Adele hat noch mehr im Wasser entdeckt: Sie findet eine echte Flaschenpost! Die Flasche muss erst zerstört werden um an den Brief zu kommen: "Viele Grüße, bitte melde Dich bei…". Wie weit ist die Flasche wohl gereist, bevor sie geöffnet wurde?

Nach knapp drei Stunden sind alle wieder am Verein zurück. Die Mühe hat sich gelohnt: Gemeinsam haben wir (Martin, Gesine, Adele, Leo, Antje, Wenzel und Jan) das rechte Flussufer der zweiten Hälfte der Trainingsstrecke abgesammelt und eine ganze große Schubkarre voll Müll, plus Glasflaschen, Motorsense und Feuerlöscher zurückgebracht. Dennoch: Es bleibt gut sichtbarer Müll zurück, der vom Ufer nicht erreichbar ist – und die andere Flussseite wurde noch gar nicht begangen. Somit ist die Aktion zwar ein Erfolg, aber der Traum von einer plastikfreien Trainingsstrecke bleibt derzeit nur ein Traum.

Jan Schirawski